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==Wissen in der Literatur, "Verdichtung"==
Internationaler Workshop in der Literatur- und Medienwissenschaft,
veranstaltet vom PhD-Net „Das Wissen der Literatur“, an der
Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für deutsche Literatur)
In der Physik bezeichnet der Begriff der Verdichtung
Formumwandlungsprozesse, in deren Verlauf Volumina ab-, Dichtegrade hingegen
zunehmen. Erst die Verdichtung von Kraftstoffgemischen in
Verbrennungsmotoren steigert die Energieleistung, so dass sich ein
effizienter Wirkungsquotient einstellt. In der Unfallchirurgie begegnen
Verdichtungsprozesse, wenn Wundkompressen Druck auf traumatisiertes Gewebe
ausüben und die Blutstillung beschleunigen. In der Forst- und Landwirtschaft
wie auch im Bauwesen bestimmt der Verdichtungsgrad die Bodenqualität. In der
Tontechnik meint Verdichtung die Einschränkung der Dynamik eines Signals, um
es optimaler zu steuern. Und für einen Espresso muss Kaffee verdichtet
werden, so dass das mit Druck hindurchgeleitete Wasser den typischen
Geschmack extrahiert. Außer in naturkundlichen und physisch-physikalischen
Zusammenhängen begegnet der Begriff der Verdichtung indessen auch in
psychologischen, symbolischen, medialen, soziologischen und
regierungstechnischen Kontexten. Hier ist er weniger ein technisches
Verfahren als vielmehr ein Gegenstand der Rede und Vorstellung, eine
Metapher oder Denkfigur. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf
unterschiedliche Wissensgebiete wird sich der Workshop dem Begriff und dem
Bild der ‚Verdichtung‘ als poetologischem Konstrukt und als spezifischer
Darstellungspraxis widmen.
Die Psychologie etwa versteht unter Verdichtung die Überlagerung und
wechselseitige Durchdringung von Begriffsfiguren und bildlichen
Vorstellungen, von Erinnerungen oder antizipativen Phantasien. Sigmund Freud
merkt zur Traumarbeit an, dass eine Art Komprimierung als wesentlicher
Mechanismus dafür sorge, mit nur wenigen Elementen des manifesten Traums
mehrere Elemente der latenten Traumgedanken abzubilden. Im Anschluss an
Freud beschrieb Roman Jakobson Verdichtungsvorgänge bei der Metaphernbildung
im alltäglichen Sprachgebrauch. Metaphern verkürzen die Rede, verleihen ihr
Prägnanz und Anschaulichkeit und machen überkomplexe Gegenstände sinnlich
erfahr- und oftmals erst aussprechbar. Auf dem Feld poetischer und
künstlerischer Produktion lassen sich folglich Gattungen und Schreibweisen
allgemein unter der Perspektive quantitativer wie qualitativer
Verdichtungsprozesse sondieren. Zu guter Letzt sind Verdichtungspraktiken am
Werk, wenn es um die normalisierende Konstitution des neuzeitlichen Subjekts
geht und wenn das biopolitische Kalkül auf moderne Massen-Gesellschaften
zielt, um Durchschnittswerte zu ermitteln und festzuschreiben, die wiederum
zur Lenkung und Verwaltung des Kollektivs und seines Körpers dienen.
Indem derlei Verdichtungsprozesse auf komplexe Sachverhalte antworten, zielt
ihr Einsatz keinesfalls nur auf eine Vereinfachung von Wahrnehmungs-, Denk-
und Darstellungsprozessen. Im Gegenteil: Eine angemessene kognitive,
repräsentationale und gouvernementale Bewältigung vielschichtiger
Zusammenhänge scheint durch gewisse Operationen der Verdichtung überhaupt
erst möglich. Wenn Verdichtungsprozesse auf eine Steigerung und Optimierung
von Systemläufen, Darstellungsprozeduren, von Archivierungs- und
Erinnerungspraktiken ausgerichtet sind; wenn davon ausgegangen werden kann,
dass ‚Verdichtung‘ das Komprimierungsverfahren wie auch das Ergebnis
desselben meint, mit dessen Hilfe man auf verschiedenen Ebenen operieren
kann, dann stellen sich grundsätzliche Fragen: Reagieren Verdichtungen
reflexiv oder als soziokulturell gewachsene, kognitiv, politisch, poetisch
eingeübte und routinisierte Orthopraktiken auf Gegebenes? Sind
Verdichtungsvorgänge als fahrlässige Auslassungen oder
entindividualisierende Nivellierungen zu disqualifizieren, wenn sie im Zuge
der Reduzierung quantitativer wie qualitativer Komplexitäten auf die
„Herstellung von mittleren Gemeinsamen“ (Freud) abzielen? Ermöglichen
Verdichtungsprozesse durch solche reduktiven Operationen nicht zuallererst
Vergleichbarkeiten im großen Maßstab? Unter produktions- und
rezeptionsästhetischen Gesichtspunkten ist zudem zu fragen, ob in jeder
Verdichtung nicht von Anfang an ihre (analytische, interpretatorische,
referenzielle) Ausweitung im Sinne einer ‚Entdichtung‘ angelegt ist? Was
wird in Verfahren der Verdichtungen sichtbar bzw. unsichtbar gemacht? Ist
Verdichtung als eine Kulturtechnik zu begreifen, die im Spannungsfeld von
techné und poiesis verortet ist? Und inwiefern lässt sich Verdichtung als
methodisches Konzept begreifen, das eine spezifische Analyseform kultureller
Sachlagen bestimmt (‚dichte Beschreibung‘)?
Ziel des Workshops ist es, das Konzept der Verdichtung für die
kulturwissenschaftliche Forschung zu erproben. Zu diesem Zweck bieten
mehrere Themencluster Raum, den aufgeworfenen Fragen mit
wissenspoetologischer, diskursanalytischer, narratologischer,
kunstkritischer und medien- wie literaturgeschichtlicher Perspektive
nachzugehen.
Organisation/Kontakt: Dr. Jörn Münkner, joern.muenkner [at] cms.hu-berlin.de
Teilnahmebestätigung erfolgt bis zum: 11.03.2009
==Web technology and the act of reading and writing==
==Web technology and the act of reading and writing==
Richard Miller, Chair, Department of English at Rutgers University presented a paper at the MLA, San Francisco, 2008, on how web technology is transforming the act of reading and writing. The presentation is now available on YouTube. Check it out. http://www.youtube.com/watch?v=PHvoBPjhsBA; Gisela Brinker-Gabler, 14:20, 21 January 2009 (EST)
Richard Miller, Chair, Department of English at Rutgers University presented a paper at the MLA, San Francisco, 2008, on how web technology is transforming the act of reading and writing. The presentation is now available on YouTube. Check it out. http://www.youtube.com/watch?v=PHvoBPjhsBA; Gisela Brinker-Gabler, 14:20, 21 January 2009 (EST)

Revision as of 22:37, 6 February 2009

Wissen in der Literatur, "Verdichtung"

Internationaler Workshop in der Literatur- und Medienwissenschaft,

veranstaltet vom PhD-Net „Das Wissen der Literatur“, an der Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für deutsche Literatur)

In der Physik bezeichnet der Begriff der Verdichtung Formumwandlungsprozesse, in deren Verlauf Volumina ab-, Dichtegrade hingegen zunehmen. Erst die Verdichtung von Kraftstoffgemischen in Verbrennungsmotoren steigert die Energieleistung, so dass sich ein effizienter Wirkungsquotient einstellt. In der Unfallchirurgie begegnen Verdichtungsprozesse, wenn Wundkompressen Druck auf traumatisiertes Gewebe ausüben und die Blutstillung beschleunigen. In der Forst- und Landwirtschaft wie auch im Bauwesen bestimmt der Verdichtungsgrad die Bodenqualität. In der Tontechnik meint Verdichtung die Einschränkung der Dynamik eines Signals, um es optimaler zu steuern. Und für einen Espresso muss Kaffee verdichtet werden, so dass das mit Druck hindurchgeleitete Wasser den typischen Geschmack extrahiert. Außer in naturkundlichen und physisch-physikalischen Zusammenhängen begegnet der Begriff der Verdichtung indessen auch in psychologischen, symbolischen, medialen, soziologischen und regierungstechnischen Kontexten. Hier ist er weniger ein technisches Verfahren als vielmehr ein Gegenstand der Rede und Vorstellung, eine Metapher oder Denkfigur. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf unterschiedliche Wissensgebiete wird sich der Workshop dem Begriff und dem Bild der ‚Verdichtung‘ als poetologischem Konstrukt und als spezifischer Darstellungspraxis widmen.

Die Psychologie etwa versteht unter Verdichtung die Überlagerung und wechselseitige Durchdringung von Begriffsfiguren und bildlichen Vorstellungen, von Erinnerungen oder antizipativen Phantasien. Sigmund Freud merkt zur Traumarbeit an, dass eine Art Komprimierung als wesentlicher Mechanismus dafür sorge, mit nur wenigen Elementen des manifesten Traums mehrere Elemente der latenten Traumgedanken abzubilden. Im Anschluss an Freud beschrieb Roman Jakobson Verdichtungsvorgänge bei der Metaphernbildung im alltäglichen Sprachgebrauch. Metaphern verkürzen die Rede, verleihen ihr Prägnanz und Anschaulichkeit und machen überkomplexe Gegenstände sinnlich erfahr- und oftmals erst aussprechbar. Auf dem Feld poetischer und künstlerischer Produktion lassen sich folglich Gattungen und Schreibweisen allgemein unter der Perspektive quantitativer wie qualitativer Verdichtungsprozesse sondieren. Zu guter Letzt sind Verdichtungspraktiken am Werk, wenn es um die normalisierende Konstitution des neuzeitlichen Subjekts geht und wenn das biopolitische Kalkül auf moderne Massen-Gesellschaften zielt, um Durchschnittswerte zu ermitteln und festzuschreiben, die wiederum zur Lenkung und Verwaltung des Kollektivs und seines Körpers dienen. Indem derlei Verdichtungsprozesse auf komplexe Sachverhalte antworten, zielt ihr Einsatz keinesfalls nur auf eine Vereinfachung von Wahrnehmungs-, Denk- und Darstellungsprozessen. Im Gegenteil: Eine angemessene kognitive, repräsentationale und gouvernementale Bewältigung vielschichtiger Zusammenhänge scheint durch gewisse Operationen der Verdichtung überhaupt erst möglich. Wenn Verdichtungsprozesse auf eine Steigerung und Optimierung von Systemläufen, Darstellungsprozeduren, von Archivierungs- und Erinnerungspraktiken ausgerichtet sind; wenn davon ausgegangen werden kann, dass ‚Verdichtung‘ das Komprimierungsverfahren wie auch das Ergebnis desselben meint, mit dessen Hilfe man auf verschiedenen Ebenen operieren kann, dann stellen sich grundsätzliche Fragen: Reagieren Verdichtungen reflexiv oder als soziokulturell gewachsene, kognitiv, politisch, poetisch eingeübte und routinisierte Orthopraktiken auf Gegebenes? Sind Verdichtungsvorgänge als fahrlässige Auslassungen oder entindividualisierende Nivellierungen zu disqualifizieren, wenn sie im Zuge der Reduzierung quantitativer wie qualitativer Komplexitäten auf die „Herstellung von mittleren Gemeinsamen“ (Freud) abzielen? Ermöglichen Verdichtungsprozesse durch solche reduktiven Operationen nicht zuallererst Vergleichbarkeiten im großen Maßstab? Unter produktions- und rezeptionsästhetischen Gesichtspunkten ist zudem zu fragen, ob in jeder Verdichtung nicht von Anfang an ihre (analytische, interpretatorische, referenzielle) Ausweitung im Sinne einer ‚Entdichtung‘ angelegt ist? Was wird in Verfahren der Verdichtungen sichtbar bzw. unsichtbar gemacht? Ist Verdichtung als eine Kulturtechnik zu begreifen, die im Spannungsfeld von techné und poiesis verortet ist? Und inwiefern lässt sich Verdichtung als methodisches Konzept begreifen, das eine spezifische Analyseform kultureller Sachlagen bestimmt (‚dichte Beschreibung‘)?

Ziel des Workshops ist es, das Konzept der Verdichtung für die kulturwissenschaftliche Forschung zu erproben. Zu diesem Zweck bieten mehrere Themencluster Raum, den aufgeworfenen Fragen mit wissenspoetologischer, diskursanalytischer, narratologischer, kunstkritischer und medien- wie literaturgeschichtlicher Perspektive nachzugehen. Organisation/Kontakt: Dr. Jörn Münkner, joern.muenkner [at] cms.hu-berlin.de Teilnahmebestätigung erfolgt bis zum: 11.03.2009


Web technology and the act of reading and writing

Richard Miller, Chair, Department of English at Rutgers University presented a paper at the MLA, San Francisco, 2008, on how web technology is transforming the act of reading and writing. The presentation is now available on YouTube. Check it out. http://www.youtube.com/watch?v=PHvoBPjhsBA; Gisela Brinker-Gabler, 14:20, 21 January 2009 (EST)

2000 Outstanding Intellectuals of the 21st Century

I have been included, with biography, in 2000 Outstanding Intellectuals of the 21st Century, published by the International Biographical Centre, Cambridge England (2008). The reference work is distributed widely throughout the world and housed in numerous libraries and research institutions. Inclusion is based on merit and invitation only. I am also listed as “noted and eminent professional in the field of education” in the IBC’s publication Leading Educators of the World (2008). Gisela Brinker-Gabler 15:14, 30 November 2008 (EST)

Figurations of Knowledge

From 2 to 7 June 2008, the Zentrum für Literatur- und Kulturforschung is hosting the 5th biannual European conference of the Society for Literature, Science, and the Arts (SLSA). Under the heading of 'Figurations of Knowledge' the conference comprises eleven thematic streams with more than two hundred talks. Keynote lectures and evening events will feature scholars and artists like Christine Borland, Carol Colatrella, Gerd Gigerenzer, Nick Hopwood, Hans-Jörg Rheinberger, Andi Schoon and Sigrid Weigel.The conference venues are Kaiserin-Friedrich-Haus, Robert-Koch-Platz 7; Katholische Akademie Berlin, Hannoversche Straße 5; Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstraße 58/59; Hörsaalruine (Lecture Hall Ruin), Berliner Medizinhistorisches Museum / Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1; Villa Elisabeth, Invalidenstraße 3.Guests are welcome to join the conference. Advanced registration is not possible, but a number of half-day tickets costing €4 will be available at the conference office in the Kaiserin-Friedrich-Haus between 10 and 18:00 (tickets can also be purchased in the breaks). For more information and the programme please visit the conference webpage: [1]


Begründung der Subjektivität

In seinem neuen Buch "Denken und Selbstsein" entwickelt Dieter Henrich Gedanken zur Begründung der Subjektivität. Uwe Justus Wenzel ist für die NZZ den nicht immer einfachen Gedanken mit großem Interesse und sogar Genuss gefolgt: "Die 'Unverständlichkeit des Zentrums der Subjektivität' und die daraus erwachsende Irritation des bewussten Lebens, das der Mensch ist und führt, bilden die leitmotivisch wiederkehrende These. Sie wird in einer Exposition und drei Durchführungen variiert und entfaltet. Die Gedankengänge sind komplex und ihrer Umsichtigkeit wegen bisweilen umständlich (wie ihr Urheber nüchtern festhält). Sorgsame Umständlichkeit entwickelt allerdings, so sie sich in einer fließenden Sprache artikuliert, eine eigene Eleganz."

NZZ Online

Gisela Brinker-Gabler 17:01, 24 November 2007 (EST)

Upcoming Conferences

  • "East and West: Lou Andreas East -Salome’s Russian Diary and the Politics of Invention," at GSA 2008 conference [2]

Gisela Brinker-Gabler 17:01, 25 May 2008 (EST)

  • I am chairing a PLC session (Literatures, Theaters, Transgression) at the upcoming PIC Conference with past and present PLC students: David Kilpatrick, Amy Smith, Erin Barrett, and Bryan Dewey.

Gisela Brinker-Gabler 11:47, 28 March 2007 (EST)

Upcoming Presentation

Poet in Dark Times: Ingeborg Bachmann, University of Georgia, March 22, 2007. Gisela Brinker-Gabler 10:14, 5 February 2007 (EST)

Courses I am teaching this semester

Gisela Brinker-Gabler 10:01, 25 May 2008 (EST)

Gisela Brinker-Gabler 10:01, 25 January 2008 (EST)

Gisela Brinker-Gabler 10:01, 5 February 2007 (EST)

Working on Lou Andreas Salome book

I continue working on my book on Lou Andreas-Salome Gisela Brinker-Gabler 09:59, 25 May 2008 (EST)

A new journal is in the making

Contemporary Women’s Literature, edited by Mary Eagleton and Susan Stanford Friedman. Gisela Brinker-Gabler 09:57, 5 February 2007 (EST)